Nachruf auf Prof. em. Dr. theol. Martin Tetz

22.02.2017
Newsmeldung: Dekanat

Die Evangelisch-Theologische Fakultät der Ruhr-Universität Bochum trauert um Prof. em. Dr. theol. Martin Tetz, der am 31. Januar 2017 im Alter von 91 Jahren in Mittenwald verstarb.

Am 22. Mai 1925 in Dölitz/Pommern geboren, legte Martin Tetz 1943 das Abitur in Stargard ab. Nach dem Einzug zur Wehrmacht, nach Kriegsdienst und Kriegsgefangenschaft studierte er in Bonn, Göttingen und Basel evangelische Theologie. 1955 promovierte er in Bonn mit „Studien zur Überlieferung des dogmatischen Schrifttums des Athanasius von Alexandrien“. Nach einer Zeit als Wissenschaftlicher Assistent in Göttingen wurde er in Bonn 1961 mit einer Edition der „Antilogie des Eutherius von Tyana“ für das Fach Kirchengeschichte habilitiert. Diese Schrift war lange Zeit Athanasius zugeschrieben worden. Dem bedeutenden ökumenischen Kirchenvater Athanasius galt auch fortan sein Forschungsinteresse. Die Beschäftigung mit ihm wurde zu seiner wissenschaftlichen Lebensarbeit. Durch Athanasius gelangte er darüber hinaus zu intensiver Beschäftigung mit dem Patristiker Franz Overbeck, über dessen wissenschaftlichen Nachlass an der Universität Basel er 1962 eine Übersicht veröffentlichte. Mit Marcell von Ankyra erschloss er einen bedeutenden Theologen im Umkreis der Kirchweihsynode von Antiochia.

1965 wurde er zum Professor für Alte Kirchengeschichte an die neu gegründete Ruhr-Universität Bochum berufen. Dort lehrte und forschte er bis zu seiner Emeritierung im Jahr 1990. Darüber hinaus leitete Martin Tetz bis 1999 die Patristische Arbeitsstelle Bochum der Nordrhein-Westfälischen Akademie der Wissenschaften.

In zahlreichen textkritischen und traditionsgeschichtlichen Untersuchungen widmete sich Martin Tetz dem Leben und der Theologie des Athanasius. Er war Herausgeber der Werke des Athanasius. Der 1995 erschienene, viel gelesene Aufsatzband Athanasiana, der Beiträge zu Leben und Lehre des Athanasius und seiner Bedeutung für die nicänische Orthodoxie sowie die Ökumene enthielt, erfuhr 2015 eine Neuauflage. Besonders hervorzuheben sind Martin Tetz’ Arbeiten zum Anteil des Athanasius an der „Vita Antonii“ und seine Korrektur, dass es Athanasius nicht um eine Hagiographie gegangen sei, sondern dass er die Alleinwirksamkeit Christi habe betonen wollen.

Martin Tetz’ Produktivität über die Emeritierung hinaus blieb hoch, noch 2014 erschien – gemeinsam mit dem 2011 verstorbenen Joseph Paramelle, der im selben Band die Antilogie edierte und übersetzte – eine lateinisch-französische Ausgabe einiger Briefe des Eutherius, den er erstmals 1964 ediert hatte. Ein reiches Forscherleben, das sich über mehr als ein halbes Jahrhundert erstreckte, hat sich vollendet.

Die Ev.-Theologische Fakultät und die Ruhr-Universität Bochum werden sein Andenken in Ehren halten.

Bochum, im Februar 2017
Prof. Dr. theol. Ute Gause, Dekanin