IfRG: Rückblick auf das Sommersemester

Das Institut für Religion und Gesellschaft führte im Sommersemester 2016 drei besondere Veranstaltungen durch. Wir hatten am 11. Mai Dr. Dirck Ackermann, leitender Militärdekan des Evangelischen Kirchenamtes für die Bundeswehr, zu Gast, der einen spannenden und sehr gut besuchten Workshop mit Studierenden und Lehrenden zu den besonderen Herausforderungen der Bundeswehr und der Militärseelsorge in der Gegenwart hielt.
Am 29. Juni besuchte uns der international renommierte Praktische Theologe Prof. Dr. Emmanuel Lartey von der Emory University, USA (Foto). Er hielt einen sehr anregenden Vortrag zu dem Thema „In Living Color: An Intercultural Approach to Practical Theology“ und einen Workshop, in dem wir die sehr interessanten und im gegenwärtigen Religionsdiskurs hoch aktuellen Ausführungen zu einer interreligiösen Spiritual Care intensiv diskutierten. Beide Veranstaltungen waren sehr gut besucht und regten dazu an, das Verhältnis religiöser Identität/Authentizität und Offenheit für andere Religionen neu zu reflektieren.
Das Semester schloss mit einem interdisziplinären Symposion, das Prof. Dr. Isolde Karle zusammen mit Prof. Dr. Norbert Ricken (Erziehungswissenschaft) und Prof. Dr. Jürgen Straub (Sozialpsychologie) zu dem Thema „Die Suche nach Anerkennung – und die Religion“ im Beckmannshof durchführte. Trotz großer Hitze war das Symposion sehr gut besucht. Prof. Dr. Jörg Lauster (München), Prof. Dr. Anna Henkel (Oldenburg), Prof. Dr. Alexander Nagel (Göttingen) und Prof. Dr. Marcia Pally (New York/Berlin) stellten die Frage nach der Anerkennung aus ganz unterschiedlichen Perspektiven und regten hoch interessante Diskussionen darüber an, wie Anerkennung psychologisch, soziologisch und theologisch zu verstehen ist. Die Beiträge des Symposions werden zeitnah in der Zeitschrift „Evangelische Theologie“ (Heft 6/2016) publiziert.


„Identität und Pluralität"

In Gestalt seiner wissenschaftlichen Biographie führte Prof. Dr. dres. Christoph Markschies, renommierter Kirchenhistoriker der Alten Kirche/Antike und ehemaliger Rektor der Humboldt-Universität Berlin seine Gedanken zum Thema „Identität und Pluralität“ aus. Dabei zeigte er auf seinen Wegstationen auf, wie stark historische Deutungen von theologisch zeitbedingten Grundsätzen bedingt sind. Die von ihm in seinem Werk „Kaiserzeitliche christliche Theologie und ihre Institutionen. Prolegomena zu einer Geschichte der antiken christlichen Theologie“ stark gemachte These von der pluralen Identität im Christentum des 2. Jahrhunderts bleibt vor diesem Hintergrund weiter zu denken, so sein Fazit. So bleibt zu hoffen, dass sein Versprechen, die Frage nach Identität und Pluralität nicht nur vom Institutionenbegriff aus zu entwickeln, sondern verstärkt von theologischen Prämissen her, bald in einem weiteren Buch zu lesen ist. Die weit über 50 Besucher der Veranstaltung, die schließlich in den ansprechenden Räumen der Kunstsammlung stattfand, sind in jedem Falle sehr gespannt darauf.


„Bring your prayer into action!“

So formulierte es Hala Bitar, Vertreterin der presbyterianischen Kirche im Libanon und Syrien. Mit ihren Worten würdigte sie, dass Studierende der Evangelisch-Theologischen Fakultät ihre gesammelten Eindrücke einer Studienreise in den Libanon im letzten September ein kleines Hilfsprojekt folgen ließen. Auf einer erneuten Reise in den Libanon im Rahmen der internationalen Konsultation an der Near East School of Theology, Beirut zum Thema „Reformation und die Eine Welt“ übergaben die Studierende für eine Schule in Aleppo fast 4000 Euro zur Unterstützung. Wie wichtig Bildung ist, hat auch der Besuch von zwei anderen Schulen in der Bekaa-Ebene für Flüchtlinge aus Syrien gezeigt. Oftmals konnten die geflüchteten Kinder aus Syrien mehrere Jahre keine Schule besuchen. Stattdessen harrten sie den Tag unter widrigen Bedingungen aus oder mussten bereits auf den Feldern arbeiten, um für den Lebensunterhalt der Familie mit aufzukommen. Kirchgemeinden, Moscheen, alle versuchen zu helfen. Alle hoffen auf ein Ende der Konflikte in Syrien. Der Großmufti des Libanon formulierte beim Besuch der Konsultationsteilnehmer „We have to strengthen the peace in the world.“ Reformation in diesem Zusammenhang heißt für den Großmufti, den radikalen Kräften Einhalt zu gebieten. Und so bleibt die Hoffnung, dass Christen und Muslime gemeinsam Zukunft in einer Region gestalten, die seit Jahren krisengeschüttelt ist.